Art des Monats

Mit unserer "Art des Monats" stellen wir Ihnen jeden Monat eine neue heimische Art vor. Egal ob Tier, Pflanze oder Pilz: So entsteht hier ein einzigartiges Lexikon mit alltäglichen oder auch besonderen Arten, die bei uns vor Ort auf den Fildern heimisch sind.

 

Die  "Art des Monats" wurde ursprünglich von den Biotopern Filderstadt entwickelt und vorgestellt. Die Idee lebt im NABU Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen weiter.

 

Eine Übersicht mit allen bisher vorgestellten Arten von A bis Z finden Sie hier:

Januar 2025 - Der Buntspecht

Buntspecht-Weibchen von hinten bei der Fütterung eines Jungen, das aus der Bruthöle schaut.
Buntspecht-Weibchen bei der Fütterung (Foto: A. Calmbacher)

„Ihr Naturschützer mit euren blöden Spechten! Das sind doch Schädlinge, die machen mit ihren Löchern meine ganzen Bäume kaputt - abschießen sollte man die frechen Biester!“
So beschimpfte uns ein wütender Stücklesbesitzer auf seiner Obstwiese, als wir einen Buntspecht in einem alten Apfelbaum entdeckten und ihn „bei der Arbeit“ beobachteten.


Hmmm – sind die wirklich so schlimm?


Höhlenbau: Überall, wo es ältere Bäume gibt, also in Wäldern, Streuobstwiesen, Gärten und Parkanlagen, zimmern die Buntspechte Höhlen in weicheres, krankes oder abgestorbenes Holz. Diese Baumhöhlen mit einem Eingang von 5-6 cm Durchmesser dienen


→  zur Markierung und Abgrenzung des Reviers
→  zur Anlockung eines Weibchens
→  als Brutplatz zur Aufzucht des Nachwuchses oder
→  als Schlafstätten.


Es kommt vor, dass die Männchen bis zu fünf Höhlen bauen, um sie ihren auserwählten Weibchen vorzuzeigen und um damit zu imponieren. Nicht benötigte Höhlen bleiben aber nicht lange unbenutzt, denn andere Vogelarten wie Meisen, Kleiber, Fliegenschnäpper, Rotschwänze und Stare freuen sich über die dringend benötigten Wohnquartiere, welche der Buntspecht neu für sie geschaffen hat. Das gilt auch für baumbewohnende Fledermäuse.


Aussehen und Körperbau: Buntspechte sind etwa Amsel-groß mit kräftigem Schnabel. Sie sind überwiegend schwarz-weiß gefärbt; die Unterschwanzdecken sind jedoch leuchtend rot. Nur das Männchen besitzt einen roten Nackenfleck.
Mit ihrem kräftigen Meißelschnabel und ihren Kletterzehen sind Buntspechte bestens ausgestattet für das Leben im Baum.


Stimme: als Lock- und Verständigungsruf dient meist ein kurzes und scharfes „kick“. Bei Beunruhigung oder Störung hört man schnelle und undeutliche Tonfolgen.


Trommeln: Charakteristisch sind die schnellen und kurzen Trommelwirbel des Buntspechts. Sie dienen nicht der Nahrungssuche, sondern sollen - während der Balzzeit - Partner anlocken und gleichzeitig das eigene Brutrevier abgrenzen.
In Bernhausen hieben trommelnde und balzfreudige Buntspechte große Löcher in eine vollisolierte und resonanzfreundliche Hausfassade. Und das ausgerechnet und ohne behördliche Genehmigung am Gebäude des örtlichen Polizeireviers!


Nahrung: Buntspechte sind zwar Allesfresser - ganz oben auf dem Speisezettel stehen aber Insekten (Käfer!) sowie deren Eier und Larven. Damit sind unsere Spechte aktive und kostenlose Schädlingsbekämpfer!
Kleinvogel-Gelege werden nicht verschmäht, ebenso wenig wie Zapfen und Früchte von Bäumen und Sträuchern. Im Winter sieht man Buntspechte häufig an Futterplätzen.


Fortpflanzung: Schon nach dem ersten Lebensjahr werden Buntspechte geschlechtsreif. Im April/Mai bilden sich die Brutpaare und ziehen 5-7 Jungvögel groß: nach 10-12 Tagen sind die Eier ausgebrütet, die geschlüpften Jungen fliegen nach mind. 3 Wochen Nestlingsdauer aus und werden noch ca. 10 Tage lang von den Eltern versorgt.


Sonstiges: Buntspechte sind außerhalb der Brutzeit lebhafte und auffällige Einzelgänger.
Sie wirken dann auf uns rastlos und streitsüchtig, ruffreudig, stur und wenig kontaktfreudig.
Sind das nicht Eigenschaften, welche auch uns Menschen durchaus nicht fremd sind?

Text: Eberhard Mayer       
Quellen: Dr. Klaus Ruge in:  Spechte - Baumeister im Wald (Stiftung LBBW)